Laut einem Bericht von Save the Children hat Liberia die dritthöchste Rate von Teenager-Schwangerschaften weltweit. Mehr als eines von sechs Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren hat jährlich bereits ein Kind geboren, gleichzeitig stirbt eines von sieben Babies im ersten Lebensjahr.
Oft sind die Mädchen bei Müttern aufgewachsen, die selbst alleinerziehend und kriegstraumatisiert sind. In Liberia ist Sexualerziehung in der Schule nicht vorgesehen. Weiterführende Schulen sind kostenpflichtig und damit für arme Menschen nicht besuchbar.
Ohne Perspektive, aber mit der Verantwortung für ein oder mehrere Kinder, sind viele Teenage-Mütter in höchstem Maße verletzlich. In ihrer Not um Versorgung geraten sie schnell in die Abhängigkeit von Männern, die ihnen versprechen, für sie und das Kind zu sorgen. In neuer Beziehung werden die Mädchen wieder schwanger und oft erneut von den Vätern verlassen. Für die jungen Mütter entsteht ein unlösbarer Kreislauf aus Armut und Abhängigkeiten, in dem sie meist in mehrfacher Hinsicht im Stich gelassen werden: von den Kindsvätern, dem Schulsystem, der Kirche.
So werden zum Beispiel schwangere Schülerinnen von der Schule verwiesen (dies soll als abschreckende Maßnahme die Mitschülerinnen davon abhalten, selbst schwanger zu werden). Fast immer sind die jungen Mütter nach der Geburt nicht in der Lage, wieder in die Schule zurückzukehren, weil die meisten Väter Mutter und Kind im Stich lassen, sobald das Baby auf der Welt ist und Kosten entstehen. Die Mädchen, allein auf sich gestellt, können sich dann entweder die Schulgebühren nicht leisten oder sie haben niemanden, der in der Schulzeit auf das Baby aufpasst.
Die MitarbeiterInnen des Thodé Ressource Center sind davon überzeugt, dass dieser Kreislauf unterbrochen werden kann!
Die Mädchen werden unterstützt, einen Schulabschluss zu erreichen um eine Berufsausbildung beginnen zu können. Sie ist die Basis dafür, dass die jungen Mädchen für sich selbst und ihr Baby sorgen können. Aber auch für Mädchen, die noch nicht schwanger sind, ist es Bildung, die sie vor früher Schwangerschaft schützt, denn je höher der Bildungsgrad einer Frau in Liberia ist, desto später bekommt sie ihr erstes Kind (aus einer Landesstatistik, 2007).
Deshalb bietet das Tohdé Resource Center jungen Müttern Selbsthilfegruppen an. Die ersten beiden Gruppen wurden im Mai 2012 in Sinkor und in Brewersville eröffnet. Kooperationspartnerin für diese Gruppen ist Patricia Hofmann, Dozentin an der Hochschule Fulda in Deutschland. Sie ist ebenfalls die Projektkoordinatorin des gemeinnützigen Sponsors ARAGUA e.V. in Deutschland.
27 Mädchen und Frauen im Alter von 15-23 Jahren, teils schwanger, teils Mutter von bis zu vier Kindern treffen sich wöchentlich im Resource Center in Monrovia. 35 junge Frauen von 13-23 Jahren treffen sich wöchentlich im Dorf Brewersville.
Bei den Treffen besprechen die jungen Frauen die Themen, die sie gerade beschäftigen: zum Beispiel wie es ihnen gelingen wird, wieder die Schule zu besuchen oder sich ein Geschäft aufzubauen um sich und das Kind versorgen zu können. In der “Dorfgruppe” sind vier junge Teilnehmerinnen, die es mit Kind geschafft haben, den Highschool Abschluss zu machen. Für die anderen Teilnehmerinnen sind diese jungen Frauen konkrete Vorbilder und sie erfahren, dass es möglich ist, aus dem Kreislauf herauszukommen.
Das Resource Center initiiert die Gruppen, indem es eine Informationsveranstaltung zum Thema „Selbsthilfegruppe“ vor Ort anbietet. Bei den ersten Treffen begleiten Mitarbeiterinnen die Gruppen und es wird versucht, mit den Teilnehmerinnen eine eigenständige Struktur aufzubauen. Hat die Gruppe sich für eine langfristige Zusammenarbeit entschieden, wird sie regelmäßig begleitet. Einmal monatlich besucht Pauline S. Kwabo die Gruppe mit Müttern aus anderen Gruppen oder beruflich erfolgreichen Frauen. Ziel dabei ist es, die verschiedenen Gruppen miteinander zu verknüpfen und neue Inputs zu geben.